26.01.2025

Deutschlands Entwicklungspolitik weiterentwickeln – für eine ganzheitliche Entwicklungszusammenarbeit


Die Unterstützung für Entwicklungszusammenarbeit innerhalb der deutschen Gesellschaft
 sinkt. Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval)
 untersucht mit der Reihe „Meinungsmonitor Entwicklungspolitik“ in regelmäßigen
 Abständen die öffentliche Meinung der Bevölkerung in Deutschland zur
 Entwicklungspolitik. Bereits seit Anfang des Jahres 2022 zeigt sich, dass sich die
 Unterstützung für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit rückläufig entwickelt.
 Lediglich 47 Prozent der Befragten befürworteten im Januar 2024 gleichbleibende oder
 erhöhte Ausgaben. Dies markiert einen Rückgang von 21 Prozentpunkten gegenüber 2022.

 Gleichzeitig verpflichtete sich Deutschland, wie auch weitere Länder innerhalb des
 Entwicklungsausschusses (DAC) im Jahr 2015, im Rahmen der internationalen Ziele für
 nachhaltige Entwicklung die ODA-Quote bis 2030 auf 0,70 Prozent zu erhöhen. Dabei
 handelt es sich – laut OECD – um eine quantitative Messgröße, die den relativen
 Anteil der öffentlichen Entwicklungsleistungen an dem Bruttonationaleinkommen (BNE)
 ausweist.

 1.    Unsere Grundsätze und Ziele einer empathischen und
 wirkungsorientierten Entwicklungszusammenarbeit

 Wir Junge Liberale Unterfranken positionieren uns im Grundsatz für eine
 fortschrittliche und effektive Entwicklungszusammenarbeit. Dabei muss insbesondere
 Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle einnehmen, sodass die heutigen Anstrengungen, die
 Deutschland im Rahmen seiner Entwicklungspolitik leistet, auch in Zukunft
 langfristige positive Folgenutzen entfalten.

 Dazu braucht es für uns eine ganzheitliche entwicklungspolitische Strategie für eine
 humanistische und sozial geprägte Entwicklungszusammenarbeit, die als oberste
 Leitlinie verfolgt, die sozialen Folgenutzen zu maximieren.

 Vor diesem Hintergrund ist es für uns von zentraler Bedeutung, diese Strategie in
 liberale Leitlinien und Ziele einzubetten, die im Zuge der operativen
 Entwicklungszusammenarbeit dazu beitragen sollen, die Richtung zu bestimmen und die
 Ziele zu definieren.

 Die Entwicklungsprojekte sollten vor allem anhand ihres Folgenutzens priorisiert
 werden. Dabei sollten nur diejenigen Projekte, welche eine Aussicht darauf haben das
 15 fache der Kosten als Folgenutzen in Aussicht stellen, durch die deutsche
 Entwicklungszusammenarbeit unterstützt werden. Damit orientieren wir uns an den
 Methoden des Copenhagen Consensus, der unter anderem auch schon die Überseehilfe-
 Strategie der dänischen Regierung erarbeitet hat. So erhoffen wir uns, für einen
 geringeren Mittelaufwand einen höheren Ertrag erzielen zu können – nach der Devise
 „Best things first“.

 Dabei dürfen auch Freihandelsabkommen als eine der kostengünstigsten, ja sogar
 kostenlose Form der Entwicklungshilfe nicht zu kurz kommen. Freihandel nutzt nicht
 nur den Ländern der dritten Welt, sondern auch dem deutschen Staat. Daher setzten wir
 uns dafür ein, mit möglichst vielen Ländern der dritten Welt Freihandelsabkommen zu
 schließen. Ebenfalls halten wir es für sinnvoll, wo möglich, Synergieeffekte mit
 Entwicklungsländern zu nutzen. So konnten etwa im Rahmen der Förderung einer
 Universität in Vietnam auch Auslandsstudienplätze für deutsche Studierende geschaffen
 werden.

 2. Nachhaltigkeit als System: Anreize setzen – Langfristige
 Erfolge erzielen

 Eine nachhaltige und effektiv ausgestaltete Entwicklungspolitik erfordert die
 Integration eines umfassenden Anreizsystems, das sowohl kurzfristige Erfolge als auch
 langfristige Vorteile für die Partnerländer und Deutschland selbst sicherstellen
 soll. Wir als Junge Liberale Unterfranken setzen im Zusammenhang mit der
 Entwicklungszusammenarbeit auf Eigenverantwortung und den Aufbau tragfähiger
 Partnerschaften.

 Voraussetzungsbasierte Entwicklungszusammenarbeit

 Ein zentraler Ansatzpunkt für ein moderates Anreizsystem stellt eine zielgerichtete
 Entwicklungszusammenarbeit dar, welche an konkrete Voraussetzungen geknüpft ist, um
 dessen (langfristige) Wirksamkeit zu erhöhen. Dazu gehört die Einhaltung
 rechtsstaatlicher Prinzipien und Menschenrechte, die Umsetzung von Reformen in
 Bildungs- und Wirtschaftssystemen sowie nachweisbare Fortschritte bei der
 Korruptionsbekämpfung. Verlässliche Daten, etwa von Transparency International,
 können dabei als Grundlage für die Messung dienen.

 Wirtschaftliche Anreize für wirtschaftliches Wachstum   

 Zudem spielen wirtschaftliche Anreize eine entscheidende Rolle. Freihandelsabkommen,
 die Handelsbarrieren, wie etwa Zölle abbauen, eröffnen Entwicklungsländern neue
 Perspektiven. Einige Studien des ifo-Instituts belegen, dass solche Abkommen das
 Wirtschaftswachstum in diesen Ländern signifikant fördern können. Eine Erleichterung
 des Marktzugangs für exportstarke Partnerländer trägt zudem zur wirtschaftlichen
 Eigenständigkeit bei und stärkt langfristige Handelsbeziehungen. 

 Wissenstransfer ermöglichen – die Basis für Bildung schaffen

 Ein weiterer Fokus liegt auf dem Wissenstransfer. Bildungspartnerschaften, wie die
 Einführung des deutschen dualen Ausbildungssystems, haben sich als erfolgreich
 erwiesen. Ein Beispiel ist das Projekt „TVET“ (Technical and Vocational Education and
 Training), das in Vietnam mit Unterstützung der GIZ (Gesellschaft für Internationale
 Zusammenarbeit) die Ausbildungsqualität verbessert hat. Dieses Modell bietet nicht
 nur Vorteile für die Partnerländer, sondern auch für deutsche Unternehmen, die
 dadurch qualifizierte Fachkräfte gewinnen. 

 Innovationsbasierte Finanzierungskonzepte, die für Anreize sorgen

 Innovative Finanzierungskonzepte, wie Erfolgsanleihen („Development Impact Bonds“),
 stellen einen vielversprechenden Ansatz dar. Die Rückzahlung solcher Anleihen wird an
 die Erreichung klar definierter Entwicklungsziele geknüpft.

 3. Prioritätensetzung – auch in der Entwicklungszusammenarbeit

 Die begrenzten Ressourcen der Entwicklungspolitik müssen gezielt und wirkungsvoll
 eingesetzt werden, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Dabei gilt es, Prioritäten
 auf der Basis strategischer, wirtschaftlicher und humanitärer Gesichtspunkte zu
 setzen.

 Ein zentraler Ansatzpunkt ist die regionale Schwerpunktsetzung. Partnerschaften
 sollten vor allem mit Ländern geschlossen werden, die eine hohe strategische
 Bedeutung für Deutschland haben. Dazu zählen beispielsweise Rohstoffpartnerschaften,
 wie im Fall von Lithium in Bolivien, oder der Zugang zu wachsenden Märkten, etwa in
 Indien. Gleichzeitig sollte die Entwicklungspolitik darauf abzielen, Fluchtursachen
 zu bekämpfen. Mangelnde wirtschaftliche Perspektiven und politische Instabilität
 zählen zu den Hauptgründen für Migration. Laut dem UNHCR können gezielte
 Investitionen in den Herkunftsregionen die Migration mindern.

 Auch thematische Schwerpunkte sind entscheidend – Bildung und Forschung spielen dabei
 eine Schlüsselrolle. Programme, die auf die langfristige Qualifizierung von
 Arbeitskräften ausgerichtet sind, tragen maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung
 bei. Studien der UNESCO zeigen, dass Bildung langfristig das Bruttoinlandsprodukt in
 Entwicklungsländern steigert. Neben Bildung sind Infrastrukturprojekte ein wichtiger
 Hebel. Der Ausbau von Straßen, der Zugang zu Strom- und Wasserversorgung sowie der
 Aufbau digitaler Infrastruktur fördern die wirtschaftliche Eigenständigkeit und
 schaffen die Grundlagen für internationalen Handel.

 Eine effektive Entwicklungspolitik erfordert zudem eine enge Koordination mit
 internationalen Akteuren. Die Zusammenarbeit mit multilateralen Organisationen wie
 der Weltbank oder der Europäischen Union bietet die Möglichkeit, Synergien zu nutzen
 und Doppelarbeit zu vermeiden. Deutschland kann hierbei eine Führungsrolle übernehmen
 und durch gezielte Abstimmung die Wirksamkeit globaler Entwicklungsprojekte steigern.

 4. Den Bürger mitnehmen – Transparenz für die Mittelverwendung
 in der Entwicklungspolitik

 Transparenz ist ein unverzichtbarer Grundpfeiler liberaler Politik. Sie schafft
 Vertrauen, verbessert die Nachvollziehbarkeit und steigert die Effektivität von
 Maßnahmen. In der Entwicklungspolitik ist Transparenz von besonderer Bedeutung, um
 sicherzustellen, dass Ressourcen effizient eingesetzt und Ergebnisse sichtbar gemacht
 werden.

 Ein zentraler Aspekt ist die transparente Mittelverwendung. Ein digitales Portal soll
 laufende Projekte, die Mittelverwendung und deren Erfolge dokumentieren und
 öffentlich zugänglich machen. Der „Aid Transparency Index“ liefert hierbei wertvolle
 Best Practices, die als Orientierung dienen können. Darüber hinaus sollten Projekte
 regelmäßig von unabhängigen Prüfinstitutionen evaluiert werden. Studien der Weltbank
 zeigen, dass externe Evaluationen die Wirksamkeit von Projekten erhöhen können.

 Die Entwicklungspolitik muss zudem strikt darauf achten, keine Unterstützung für
 korruptionsanfällige Systeme zu leisten. Gelder sollten ausschließlich in Länder
 fließen, die die Mittelverwendung klar und transparent dokumentieren. Länder wie
 Ruanda demonstrieren, wie eine effektive Verwaltung Entwicklungsprojekte fördern
 kann. Gleichzeitig ist der Aufbau von „Good Governance“-Partnerschaften entscheidend,
 um Institutionen in Empfängerländern zu stärken und die Grundlagen für eine
 nachhaltige Entwicklung zu schaffen.

 Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Effizienzsteigerung durch den Abbau von
 Bürokratie. Unnötige bürokratische Prozesse verzögern häufig Entwicklungsprojekte und
 mindern deren Effektivität. Der Einsatz digitaler Verwaltungslösungen kann hier eine
 Schlüsselrolle spielen, indem Abläufe vereinfacht und beschleunigt werden.

 5. Doppelstrukturen abbauen – Effizienz steigern

 Um Entwicklungshilfe besser in die deutsche Außenpolitik integrieren und
 Doppelstrukturen abschaffen zu können, wollen wir die Aufgaben des Bundesministeriums
 für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in die Zuständigkeit des
 Auswärtigen Amtes überführen.

 6. Gemeinsam Entwicklungspolitik gestalten – Zusammenarbeit
 innerhalb der Europäischen Union

 Deutschland sollte die vielfältigen Chancen nutzen, die sich durch eine enge
 Zusammenarbeit mit der Europäischen Union und ihren Mitgliedsstaaten bieten. Eine
 koordinierte europäische Entwicklungspolitik kann die Effektivität und Schlagkraft
 gemeinsamer Maßnahmen erheblich steigern und globale Herausforderungen effizienter
 bewältigen.

 Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Harmonisierung von Entwicklungszielen. Die deutsche
 Entwicklungspolitik sollte eng mit den Strategien der EU abgestimmt werden,
 insbesondere durch gemeinsame Zielsetzungen wie die Agenda 2030 der Vereinten
 Nationen. Eine klare Aufgabenteilung zwischen der EU und nationalen
 Entwicklungsbehörden hilft, Doppelstrukturen zu vermeiden und Synergien zu schaffen.

 Darüber hinaus lässt sich die Effizienz durch gemeinsame Projekte steigern. Die
 gemeinsame Finanzierung großer Infrastrukturprojekte durch die EU bietet die
 Möglichkeit, Ressourcen zu bündeln und Kosten zu senken. Bildungsinitiativen, die in
 Partnerschaft mit anderen Mitgliedsstaaten umgesetzt werden, können ihre Wirkung
 maximieren und gezielt zur nachhaltigen Entwicklung in den Partnerländern beitragen.

 Deutschland kann in einer koordinierten europäischen Entwicklungspolitik eine
 Führungsrolle übernehmen. Innovative Ansätze, etwa der Aufbau moderner
 Verwaltungssysteme, können dabei als Vorbild für andere Mitgliedsstaaten dienen. Das
 „Team Europe“-Konzept bietet eine Plattform, um globale Herausforderungen wie
 Klimawandel, Armut oder Gesundheitskrisen gemeinschaftlich und schlagkräftig
 anzugehen. Die Stärkung solcher Initiativen unterstreicht Deutschlands Engagement für
 eine nachhaltige und koordinierte Entwicklungspolitik.

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