29.06.2024

Schützt unsere Beamten! – Verbesserung der Polizeiausbildung


Der schreckliche islamistische Anschlag in Mannheim am 31. Mai 2024, bei dem ein
 Polizist sein Leben verlor und mehrere Menschen verletzt wurden, verdeutlicht erneut,
 wie entscheidend es ist, dass unsere Polizei auf solche Situationen adäquat
 vorbereitet ist. Eine intensive Vorbereitung und aktives Training für Gefahren- und
 Terroreinsätze sind unerlässlich.

 Für derartige Einsätze ist es essenziell, dass unsere Polizisten eine umfassende
 Ausbildung im Bereich Gefahreneinsätze und Schusswaffengebrauch erhalten. Derzeit
 sind die Regelungen zur Schussausbildung in den überwiegend nicht-öffentlichen, vom
 Bund festgelegten Polizeidienstvorschriften niedergeschrieben und wurden durch die
 verschiedenen Landespolizeien entsprechend übernommen und teilweise ergänzt. Hierbei
 bestehen erhebliche Diskrepanzen zwischen den verschiedenen Landesbehörden.

 So sind beispielsweise laut Auskunft des baden-württembergischen Innenministeriums
 für die Landespolizei zehn Stunden Schusstraining pro Jahr mit verschiedenen
 Waffenkategorien und mindestens 300 Schuss erforderlich – also weniger als eine
 Stunde pro Monat. Im Vergleich dazu verlangt das bayerische Innenministerium
 mindestens 24 Stunden pro Jahr. Medienberichte zeigten in der Vergangenheit, dass in
 Berlin aufgrund fehlender Infrastruktur Schusstrainings nur alle zwei Jahre
 abgehalten werden konnten.

 Zum Vergleich: Sportschützen und Jäger müssen für den Erwerb einer Waffenbesitzkarte
 mindestens einmal im Monat trainieren oder 18 Trainingseinheiten im Jahr nachweisen
 und erreichen somit teilweise eine höhere Trainings- und Schussrate als die Polizei.
 Einige Beamte kompensieren diese mangelnde Ausbildung privat, indem sie in
 Schützenvereinen auf dem Schießstand trainieren. Dies verdeutlicht die Diskrepanz und
 den dringenden Handlungsbedarf, die Schussausbildung unserer Polizisten zu
 intensivieren und sicherzustellen.

 Wir Junge Liberale Unterfranken erkennen vor dem Hintergrund der geschilderten
 Situation einen dringenden Handlungsbedarf an und fordern daher das Bundesministerium
 des Inneren zu den folgenden Verbesserungen im Bereich einer verlässlichen und den
 Gefahren- und Terroreinsätzen angemessenen Vorbereitung auf:

  •  Die zur Verfügung stehende Mindestzahl an Schüssen muss erhöht werden. Die
     Mindestanzahl an Schüssen, die ein Polizist pro Jahr abgeben muss, soll
     bundesweit auf mindestens 400 Schuss jährlich erhöht werden. Diese sollen auf
     verschiedene Waffenkategorien verteilt werden, um eine umfassende Ausbildung
     sicherzustellen.
  •  Die bisherigen bundeseinheitlichen Vorgaben müssen auf Aktualität geprüft und je
     nach Ergebnis als Reaktion auf die erhöhte Gewaltkriminalität angepasst werden.

     Wir fordern das Bundesministerium des Inneren dazu auf, zu überprüfen, ob und
     inwiefern die bisher aufgestellten Dienstvorschriften für das Polizeiwesen
     anlässlich der gestiegenen Kriminalitätsrate weiterhin Aktualität aufweist.
     Daraus resultierend müssen unter Umständen neue Polizeidienstvorschriften
     erlassen werden, in denen neue Standards ergänzt oder hinzugefügt werden. Das
     Innenministerium soll sich ebenfalls in Zusammenarbeit mit den Ländern durch
     eine Ministerkonferenz dafür einsetzen, deren bundesweite Übernahme zu
     erreichen. Erweiterte Maßnahmen einzelner Bundesländer über die
     Dienstvorschriften des Innenministeriums hinaus müssen selbstverständlich
     möglich bleiben.
  •  Es müssen regelmäßig stattfindende Trainings angeboten werden, um den Polizisten
     die bestmögliche Vorbereitung für den Schutz ihres eigenen Lebens zu bieten.
     Die
     Einführung verpflichtender, regelmäßiger Schießtrainings für alle Polizisten,
     die mindestens einmal pro Monat stattfinden sollen, um die Schussfähigkeiten der
     Polizeibeamten kontinuierlich zu verbessern und zu erhalten. Auf diese Weise
     sind die sich im Streifendienst befindenden Polizisten nicht gezwungen, in ihrer
     privaten Zeit das Trainieren der Schussfähigkeiten aufgrund der zu gering
     angesetzten Standards zu kompensieren.
  •  Die Regelungen zu der Schussausbildung müssen verstärkt kontrolliert werden.
     Eine strengere Überwachung und Kontrolle der Einhaltung der
     Schussausbildungsvorgaben durch das Innenministerium muss erfolgen. Die
     Einhaltung dieser Vorschriften soll dazu durch ein unabhängiges Gremium
     überprüft werden, das gegebenenfalls durch die jeweiligen Innenministerien der
     Bundesländer – je nach Kapazität – geschaffen werden soll.
  •  Die Ausbildungsbedingungen müssen optimiert und angepasst werden. Verbesserungen
     in der Infrastruktur für Schießtrainings, einschließlich moderner Schießanlagen
     und ausreichender Munition, sind notwendigerweise sicherzustellen, um effektive
     Trainingsbedingungen zu gewährleisten.
  •  Die Inhalte eines effizienten Trainings müssen erweitert und qualitativ
     verbessert werden. 
    Wir fordern die Erweiterung der Schießausbildung um
     Szenarientrainings, die realistische Einsatzsituationen nachstellen, um
     Polizisten besser auf den Ernstfall vorzubereiten. Im besonderen Fokus sollen
     vor allem Straftaten aus der Gewaltkriminalität simuliert werden, um die
     Polizeibeamten für solche Situationen zu sensibilisieren.
  •  Psychologische Unterstützung ist notwendig, um die mentale Gesundheit der
     Polizeibeamten zu wahren.
     Die Bereitstellung von psychologischer Unterstützung
     und Angebote bzgl. eines Resilenztrainings zur Stressbewältigung und mentalen
     Vorbereitung auf gefährliche Einsätze ist von großer Bedeutung. Letztendlich
     kann eine psychologische Erkrankung unbehandelt dazu führen, dass ein
     Polizeibeamter seine Arbeit aufgrund einer gesunkenen zumutbaren
     Arbeitsbelastung niederlegen muss. Daher sollen psychologische
     Unterstützungsangebote auch dann wahrgenommen werden können, wenn Indizien auf
     eine hohe psychische Belastung hinweisen. Um die Polizeibeamten dafür zu
     sensibilisieren, gilt es, die Wichtigkeit der mentalen Gesundheit sowie
     Symptome, die auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen sind, im Verlauf der
     Ausbildung zu thematisieren. Insbesondere auf dem Land sind Polizisten aufgrund
     der niedrigeren Kriminalitätsrate auf gefährliche Situationen weniger gut
     vorbereitet. Umso wichtiger ist deshalb die psychologische Vorbereitung dieser.

 Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Sicherheit und Einsatzfähigkeit unserer
 Polizei zu erhöhen und somit auch den Schutz der Bürgerinnen und Bürger in
 Deutschland zu gewährleisten.

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